Pädiatrie
Ergotherapie wird empfohlen bei:
- Entwicklungsstörungen und -verzögerungen
- Wahrnehmungsstörungen
- Defiziten der Grob- und Feinmotorik
- AD(H)S
- Teilleistungs- und Lernstörungen
- Störungen der Sozialentwicklung und Kommunikationsfähigkeit
- Sensorischen Integrationsstörungen
- Verhaltensauffälligkeiten
- Dyskalkulie (Rechenschwäche)
- Geistiger und körperlicher Behinderung
Therapiemethoden und Diagnostik in der Pädiatrie
Folgende Diagnostik und Therapiemethoden wenden wir an, um Entwicklungsdefizite frühzeitig und nachhaltig auszugleichen.
Diagnostik:
Entwicklungsdiagnostik, diverse Tests wie z.B. Lern- und Leistungstests, Graphomotorische Testbatterie, D2, DL-KE, DL-KG, Zareki, DTVP-2, M-ABC-2, MOT 4-6, Diagnostische Bilderliste, gezielte Beobachtungen nach Jean Ayres, Videoanalyse nach Jansen/Streit, Neurofeedback etc.
Therapiemethoden:
Verhaltenstherapie bei Kindern und Jugendlichen nach Dr. Fritz Jansen/ Uta Streit, das IntraActPlus- Konzept:
- Videounterstütztes Verhaltenstraining nach Jansen/Streit
- Beratung der Eltern, (Lehrer, Erzieher...)
- Verhaltenstherapeutisch orientiertes Training
In der Verhaltenstherapie nach Jansen/ Streit geht man davon aus, dass das Verhalten zum großen Teil von unbewusst wahrgenommenen und unbewusst gesendeten Beziehungssignalen beeinflusst wird.
Wer benötigt Verhaltenstherapie nach Jansen/ Streit?
- Kinder mit Lern- und Leistungsstörungen (Ausdauer, Konzentration, Merkfähigkeit, Anstrengungsbereitschaft etc.)
- Kinder mit Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörungen
- Kinder mit aggressivem Verhalten und mangelnder Kooperation, die in ihren Beziehungsmustern nur sehr eingeschränkt sind.
- ängstliche und sozial unsichere Kinder, die durch ihr Verhalten nicht angemessen an ihrem Alltag teilnehmen können und denen dadurch viele Förderanlässe verloren gehen.
Die positive oder negative Reaktion der Bezugspersonen, die sich in Gestik, Tonfall oder sprachlich zeigen kann, wirkt sich darauf aus, wie sich das Kind in seinem Verhalten steuert und anpasst.
Das Kind richtet daher sein Verhalten danach aus, wie Eltern im zeitlichen Abstand von weniger als einer Sekunde reagieren. Welche Reaktionen Eltern im Sekundenfenster nach dem Verhalten ihres Kindes zeigen, ist ihnen jedoch in den meisten Fällen gar nicht bewusst. Daher können Eltern sehr oft nicht verstehen, dass trotz hoher Erziehungsmotivation Erziehungsziele nicht zur Umsetzung kommen (Dr. Fritz Jansen).
Kinder mit Wahrnehmungsstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen oder anderen Entwicklungsauffälligkeiten haben häufig große Probleme günstige Verhaltensweisen zu automatisieren, da ihre Fähigkeit, Wahrnehmungen und Informationen zu speichern und abzurufen, beeinträchtigt ist.
Die Erziehung dieser Kinder ist deutlich erschwert und so werden ungünstige Reaktionen wie z.B. Aggression, Leistungsverweigerung, soziale Unsicherheit etc. zu gewohnten Verhaltensmustern automatisiert. Besonders bei Kindern mit Aufmerksamkeitsstörungen mit oder ohne Hyperaktivität (ADS/ ADHS) kommt es im Leistungsbereich, im sozialen Umfeld sowie im emotionalen Bereich oft zu erheblichen Beeinträchtigungen. Für diese Kinder kann ein wichtiger Bestandteil eines multimodalen ergotherapeutischen Konzeptes sein.
Wozu dient die Videoanalyse?
Durch die Videoanalyse können ungünstige Verhaltens- und Beziehungsmuster zwischen Kind, Eltern und Geschwistern sichtbar gemacht werden, die sonst so schnell und unbewusst ablaufen, dass man sie nur schwer erklären kann. Nach dem gemeinsamen Ansehen der Aufnahmen können mit den Eltern konkrete Hilfestellungen erarbeitet werden.
Durch das Verhaltenstraining können Kinder und Jugendliche, aber auch die Eltern, günstigere Verhaltensmuster automatisieren und dadurch ihre Schwierigkeiten im Alltag bewältigen.
Wie lange dauert die Verhaltenstherapie, das Verhaltenstraining nach Jansen/Streit?
In der Regel können schon nach wenigen Stunden Eltern- und Kindarbeit Verbesserungen erzielt werden. Voraussetzung hierfür ist die unbedingte Motivation und der Veränderungswille bei Kindern und Eltern bezüglich der durchzuführenden Maßnahmen.
Training mit sozial unsicheren Kindern nach Prof. Dr. Franz Petermann, Prof. Dr. Ulrike Petermann (SKT):
Bei dem sozialen Kompetenztraining (SKT) handelt es sich um ein zweigleisiges Vorgehen: Kindertraining und Elternberatung. Das Konzept umfasst zum Einen ein Training zum Abbau des Problemverhaltens beim Kind, zum anderen eine Elternberatung zur Veränderung von familiären Bedingungen, also z.B. von Erziehungsverhalten und Eltern- Kind- Interaktion. Es verbindet Ansätze der Kognitiven Verhaltenstherapie mit Rollenspiel und Interventionen in der Familie sowie zeitweiliger Projektarbeit zur Förderung der Wahrnehmungsverarbeitung. Das Trainingsprogramm zielt darauf ab, sowohl auf motivationaler Ebene (frei von Angst), als auch auf der Handlungsebene (Verfügen über soziale Fertigkeiten) die Voraussetzungen für sozial kompetentes Verhalten schrittweise aufzubauen.
Eltern-Kind-Training (THOP-Programm) nach Dr. Manfred Döpfner:
Dies ist ein Therapieprogramm für Kinder mit hyperkinetischem und oppositionellem Problemverhalten. Ziel: Erarbeitung eines effektiveren, konsistenten Erziehungsstils, der verbale/nonverbale Signale an Kinder schlüssig macht (loben, Grenzen setzen, Interaktion).
Konzentrationstraining für Kindergarten-, Vorschul- und Schulkinder (MKT u.a.):
Inhalt und Ziel ist das Training der Selbststeuerung, um die Aufmerksamkeitssteuerung und die kindliche Selbständigkeit zu fördern. Die Kinder lernen, sich einer Sache gezielt zuzuwenden, dabei zu bleiben, Unwichtiges auszublenden, planvoll vorzugehen etc. Es werden auch verschiedene Übungen zur geteilten und selektierten Aufmerksamkeit aus dem neuropsychologischen Gruppenprogramm "Attentioner" durchgeführt. Zusätzlich bekommen die Kinder eigene Verhaltensregeln, die im Training beübt werden. Es wird mit einem Belohnungsprinzip gearbeitet.
Aufmerksamkeits- Training nach Dr. Gerhard Lauth/ Prof. Dr. Peter Schlottke für Kinder mit AD(H)S:
In diesem Training werden die Grundfertigkeiten zur Aufmerksamkeit eingeübt: Genau hinschauen, hinhören, nacherzählen, erst nachdenken, aufpassen, noch mal überprüfen, Ablenkungen standhalten ect. Diese Prozesse sind vor allem auch auf schulische Inhalte übertragbar.
Psychomotorik- Gruppe:
Psychomotorik bietet für Kinder "spielendes Lernen" durch ausgewählte Übungen, Gesprächskreise und überschaubare Erfahrungsfelder. Insbesondere die Bewegungs- und Kontaktfähigkeit der Kinder wird gefördert. Spielerisch und mit viel Spass bauen die Kinder Ängste ab, stärken ihr Selbstwertgefühl und sind dadurch den Anforderungen im Alltag und Schule besser gewachsen.
Reminder- Programm nach Dipl.-Psych. Lepach, Heubrock, D. Muth, Petermann:
Das Reminder-Programm ist ein neuropsychologisch fundiertes, kindgerechtes Gedächtnistraining für Kinder. Es basiert auf anerkannten Memorierungstechniken und trainiert zudem die Basisfunktionen der Merkfähigkeit, wie die Aufmerksamkeit und die multimodale Wahrnehmungsverarbeitung.
Neuropsychologisches Training bei räumlich-konstruktiven Störungen nach Dipl.-Psych. Despina Muth:
Dieses Training ist hilfreich für Kinder mit Störungen der Raumanalyse und räumlichen-konstruktiven Teilleistungsstörungen. Diese Störungen führen in der Grundschule häufig zu Schwierigkeiten beim Schreiben, Lesen und Rechnen sowie zu sozialen Problemen, da die Kinder auch zwischenmenschliche Beziehungen schlecht einschätzen können.
Auditives Training (Cramer-, Nickischprogramm u.a.):
hilft Kindern, ihre Hörwahrnehmung zu verbessern, unter anderem Lese- und Rechtschreibfähigkeiten zu fördern und somit eine stabile psychische Entwicklung zu erreichen.
Therapeutisches Reiten in Form des Heilpädagogischen Arbeitens mit Pferden (HPA):
ist eine pädagogisch- psychologische Interventionsform, in der Kinder, Jugendliche und Erwachsene über das Medium Pferd positive psycho-soziale Verhaltensweisen entwickeln und Defizite im motorischen und kognitiven Bereich abbauen können. Es steht nicht die reiterliche Ausbildung, sondern die individuelle Förderung und Therapie im Vordergrund. Besonders geeignet ist das HPA auch für Menschen mit Auffälligkeiten im Bereich der Sinneswahrnemung, psychischen Problemen (z.B. sozialer Unsicherheit, Verhaltensauffälligkeiten und leichten körperlichen und geistigen Einschränkungen).
Neurofeedback
Die Basis von Neurofeedback ist die Messbarkeit von Gehirnströmen. Diese haben sowohl eine elektrische Dimension (Millivolt und Ampere) als auch eine Frequenz-Dimension, da sich Hirnströme in Wellenaktivitäten zeigen (Neuronengruppen, die sich rhythmisch entladen). Die erste Messung dieser Ströme gelang im Jahre 1924 durch den deutschen Wissenschaftler Hans Berger. Bis in die späten 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts dienten die Messungen neben der klinischen Diagnostik vor allem Forschungszwecken. Eine zufällige Entdeckung ermöglichte es, dass man mittels der heute bekannten Feedback- Mechanismen Hirnströme auch direkt beeinflussen kann. Trotz der damals sehr hohen Kosten für die Ausstattung von EEG-Geräten dauerte es nicht mehr lange, bis erste Krankheitsbilder mittels Neurofeedback erfolgreich behandelt werden konnten.
Dies betraf in erster Linie Störungen, die im Bereich der Aufmerksamkeit lagen. Heute jedoch sind beinahe alle Menschen, die an zentralnervös bedingten Diagnosen leiden, mittels Neurofeedback behandelbar und können in erheblichem Maße von dieser Methode profitieren.
Wie funktioniert EEG-Neurofeedback?
Beim Biofeedback werden Körperfunktionen, die normalerweise unbemerkt ablaufen, wie z.B. Muskelspannung oder Herzfrequenz, mit geeigneten Geräten gemessen und akustisch oder visuell rückgemeldet. Diese Rückmeldung (engl.: Feedback) ermöglicht es, diese Körperfunktionen durch die Sinnesorgane wahrzunehmen und zu beeinflussen.
Um besser zu verstehen, warum Neurofeedback so gut funktioniert, muss man eine Sichtweise verwenden, welche die Gehirnfunktionen zunächst auch als Zustände des Gehirns beschreibt. Konzentrationsmangel ist damit auch als ein Zustand des Gehirns zu bezeichnen, der es nicht ermöglicht genügend zu fokussieren. Dieser Zustand ist gekennzeichnet als übermäßige, oder zu geringe Aktivität bestimmter Gehirnareale. Hat das Gehirn die neuronale Steuerung nicht genügend erlernt, so können Probleme in der Reizfilterung entstehen, und es kommt zu den uns bekannten Störungsbildern der Unaufmerksamkeit.
Man hat auch herausgefunden, dass für die mangelnde Aufrechterhaltung der Stabilität der Aufmerksamkeit eine ungenügende Hemmung bestimmter Neuronen verantwortlich gemacht werden konnte. Das ist in etwa so, wie wenn jemand ständig Gas gibt, obwohl er an der Ampel steht. Es müssen also hemmende Nervenzellen aktiviert werden, die aber in diesem Moment nicht, oder nur unzureichende zur Verfügung stehen. Beim Neurofeedback gelingt es direkt und auf angenehme Art und Weise, das zentrale Geschehen zu beeinflussen. Hemmende Nervenzellen anzuregen, sowie aktivierende Nervenzellen zu bremsen, damit wieder ein gesundes Gleichgewicht herrscht. Neurofeedback arbeitet mit dem Bedürfnis des Gehirns zusammen, neue Fähigkeiten erlernen zu wollen.
Modell der Neuroregulation
Das Ziel unserer Bemühungen ist die so genannte Neuroregulation. Dieser Prozess tritt automatisch beim Neurofeedback ein, egal um welches Klientel es sich handelt. Ob Kinder, Jugendliche, Erwachsene oder ältere Menschen. Jedes Gehirn ist in der Lage sich neu zu organisieren, größere Stabilität und auch Flexibilität zu erlangen.
Der Lernprozess im EEG-Neurofeedback
Neurofeedack ist „direktes Lernen", denn das Gehirn lernt dabei aus Informationen, die es selbst liefert. Es lernt, sich in einer neuen Weise selbst zu regulieren.
Wie sieht eine Therapie mit Neurofeedback aus?
Verschiedene Elektroden werden je nach Symptomlage auf der Kopfhaut mittels einer speziellen Paste befestigt. Meist sind es drei Elektroden. Die aktive Elektrode misst die Ströme und gibt sie an den EEG-Verstärker weiter. Von diesem werden die Signale in den Computer übertragen. Der Klient ist von nun an in der Lage die Gehirnaktivität direkt zu beobachten.
Wie kann nun das Gehirn eine erwünschte Richtung trainiert werden?
Um nun zu verstehen, wie mittels EEG es zu diesen oftmals dramatischen Veränderungen kommt, muss man sich das Gehirn als eine Art „Belohnungssuch-Apparatur"vorstellen.
Zur Erreichung des optimalen Zielzustandes, wird nun jedwede Aktivität des EEG (Elektroenzephalogramm), welches in die Zielrichtung tendiert, belohnt. Wir können allerdings nicht sofort vom Gehirn verlangen, dass eine um 200 Prozent bessere Konzentration erbringen soll. Das kann nicht funktionieren, denn unser Gehirn weiß ja gar nicht, wie dieser Zustand aussieht- also wie soll es dann so einen Zustand hervorrufen können?
Die Lösung ist eine kleinschrittige Vorgehensweise:
Die Schwelle, welche die gemessene Gehirnaktivität überschreiten muss, ist nur so groß, dass das Gehirn leicht und ohne Mühe in die Belohnungszone geraten kann. Sobald diese Grenze auch nur für einen ganz kurzen Zeitpunkt erreicht wurde, kommt die Meldung: „Das hast du gut gemacht!" Aber was erkennt nun das Gehirn als Lob?
Wer ständig gelobt wird, der wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch das Verhalten zeigen, was dieses Lob ermöglicht hat. Beim Neurofeedback ist das nicht anders. Es werden Schwellenwerte festgelegt, welch von der Gehirnaktivität unter- oder überschritten werden müssen. Immer wenn die vorher festgelegten Kriterien vom Gehirn getroffen werden, löst die Software des Computers einen kurzen Ton oder ein visuelles Signal aus.
Das Gehirn produziert nun automatisch und immer öfter einen Zustand, der innerhalb der festgesetzten Schwellen liegt, weil das Belohnungszentrum im Gehirn sozusagen reagieren muss. Diese Tatsache nennen die Psychologen „operantes Konditionieren", oder „implizites Lernen". Mit jeder Sitzung wird somit eine neue Lernausgangslage geschaffen und das Computerprogramm errechnet immer wieder neue Schwellen, die in gleicher Weise nun wieder ein leicht erreichbares Ziel darstellen.
Beim Neurofeedback laufen diese Prozesse in großem Maße unbewusst ab. Das heißt: wir gehen nicht den beschwerlicheren Weg über das Bewusstsein, sondern arbeiten direkt auf der Gehirnebene. Dies wäre eine Begründung, warum es durch Neurofeedback meist auch ohne weitere pädagogische Maßnahmen oftmals zu positiven Verhaltensänderungen kommt.
Wann kommt es zu Veränderungen und sind diese auch von Dauer?
Neurofeedback ist im Prinzip nichts anderes als ein Lernprozess, ähnlich als wenn man Rad fahren erlernt. Die Regelbehandlungszeiten für AD(H)S liegen bei ca. 30-50 Behandlungseinheiten. Danach ist eine stabile Neuroregulation möglich, die dauerhaft ist. Dies wird durch viele Forschungsarbeiten belegt. Damit ist Neurofeedback eine immens wirksame Methode, da z.B. im Falle von AD(H)S nachgewiesen werden konnte, dass Neurofeedback die gleichen Wirkungen wie durch Medikamente hervorruft, jedoch die Wirkung auch nach Absetzen der Maßnahme anhält. Genauso wie man auch das Fahrradfahren nicht einfach verlernt, so kommt es auch nach der Neurofeedbacktherapie zu dauerhaften Veränderungen.
Einmal bewirkte Veränderungen und erlernte Fähigkeiten bleiben erhalten. Neurofeedback „heilt" nicht - es macht Symptome überflüssig.
Erkrankungen, bei denen Neurofeedback-Therapie erfolgversprechend ist:
AD(H)S, Depression, Autismus, Demenzen, Schlaganfall, Epilepsien, Stress, Ängste, Burnout-Syndrom, Traumata, Suchterkrankungen, Migräne, Schlafstörungen...